Kennt ihr das: Ihr positioniert euer Pferd am Aufsteigeblock, und sobald ihr den Fuß in den Steigbügel setzt, läuft es los?
Oder: Ihr wollt aufsteigen, euer Pferd folgt auch brav zur Aufsteighilfe, doch sobald ihr darauf steht, macht es elegant einen Schritt zur Seite, so dass ihr nicht mehr an den Steigbügel kommt?
Oder: Euer Pferd weiß, dass ihr von der Aufsteighilfe auf seinen Rücken wollt und macht deswegen einen großen Bogen darum? Weigert sich, in ihre Nähe zu gehen?
Das ist vor allem erstmal eines: frustrierend. Wer will schon einen Kampf mit dem Pferd ausfechten, bevor er überhaupt aufgestiegen ist? Eine denkbar schlechte Vorbereitung fürs Reiten - was meistens dann ebenfalls mit Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen einher geht.
Warum verhält sich das Pferd nun so?
Ein Pferd, das am Aufsteigeblock einparkt. Besser wird's nicht. Foto: Nadja |
Ich glaube aber, dass die Ursache eine andere ist: Häufig stressen wir uns und das Pferd beim Aufsteigen. Der ganze Prozess wird zu einer unangenehmen Angelegenheit für beide.
Wir befehlen dem Pferd, endlich mal stillzustehen, dann brauchen wir jemanden, der es festhält. Wir drücken uns am Steigbügel ab und bohren ihm dabei die Stiefelspitze in die Rippen. Es läuft los, wir bleiben mit dem anderen Bein an der Kruppe hängen. Wir zappeln schräg über dem Widerrist und kämpfen um unser Gleichgewicht. Dann plumpsen in den Sattel und ziehen hart am Zügel.
Oder: Das Pferd bleibt vor lauter Gezappel an der Aufsteighilfe hängen, erschreckt sich erst recht und stürmt nach vorn.
Wir befehlen dem Pferd, endlich mal stillzustehen, dann brauchen wir jemanden, der es festhält. Wir drücken uns am Steigbügel ab und bohren ihm dabei die Stiefelspitze in die Rippen. Es läuft los, wir bleiben mit dem anderen Bein an der Kruppe hängen. Wir zappeln schräg über dem Widerrist und kämpfen um unser Gleichgewicht. Dann plumpsen in den Sattel und ziehen hart am Zügel.
Oder: Das Pferd bleibt vor lauter Gezappel an der Aufsteighilfe hängen, erschreckt sich erst recht und stürmt nach vorn.
Mit unsrer Ungeschicklichkeit und Ungeduld machen wir dem Pferd das Aufsteigen unangenehm - mit dem Ergebnis, dass das Pferd entweder versucht, dem komplett zu entgehen, indem es uns nicht aufsteigen lässt. Oder es versucht, den Prozess zu beschleunigen, indem es losläuft, bevor wir es dazu auffordern. Schnell weg von der Aufsteig-Ecke.
Dann gibt es noch die grundsätzliche Missverständnis-Variante: Wenn Pferde schlecht oder gar nicht auf das Aufsteigen vorbereitet sind, kann es passieren, dass sie dem Menschen, der da an ihrer Seite hängt, ausweichen. Der zieht seinen Fuß dann aus dem Steigbügel und versucht, sein Pferd wieder zum Stehen zu bringen. Das kommt beim Pferd häufig als Belohnung an: Sobald es sich bewegt und ausweicht, lässt der Mensch vom Aufsteigen ab. Der Druck geht weg, und das Pferd lernt, dass es sich nur wegbewegen muss, um den Menschen loszuwerden. Oder es denkt, der Mensch will, dass es sich bewegt.
Wenn das Pferd Probleme mit dem Block hat, ist es geschickt, anfangs mit einem Seil zu arbeiten. So zieht man ihm nicht im Maul herum und kann bessere Signale geben als mit den Zügeln. Foto: Nadja |
Was kann man dagegen tun?
Wie bleibt das Pferd beim Aufsteigen stehen?
Voraussetzung für den Erfolg
Ein Pferd, das stillstehen kann ohne festgehalten zu werden - nicht nur beim Aufsteigen. Und: Das Pferd gibt auf Druck hin nach - wenn ihr das Führseil annehmt, kommt es willig mit.
Der Block
Für Pferde macht es einen Unterschied, ob sich der Mensch auf dem Boden neben dran bewegt oder ob er höher auf einem Aufsteigeblock steht. Was vom Boden klappt, kann aus dieser Position schon problematisch sein.
Da hilft es, sich erst mal das Stehenbleiben am Block aus der erhöhten Position heraus zu erarbeiten und das Aufsteigen hintenanzustellen. Holt das Pferd heran und versucht es, über eure Seilführung so anzuleiten, dass es parallel zu euch zum Stehen kommt.
Das Einparken
Hilfreich ist es, dem Pferd beizubringen den Hintern auf euch zuzubewegen, um einzuparken (ich verwende die Kruppeherein-Hilfe): Ihr tickt von oben mit der Gerte auf die euch abgewandte Seite des Pferdehinterns (schließlich wollt ihr das äußere Hinterbein zum Herübertreten auffordern). Haltet den Rhythmus und intensiviert die Stärke, wenn euer Pferd nicht reagiert. Das Pferd wird anfangen sich zu bewegen - dann haltet die Stärke, mit der ihr tickt, aufrecht. Ihr hört dann mit der Hilfe auf (und zwar sofort), wenn das Pferd in die richtige Richtung unterwegs ist. Habt Geduld. Anfangs wird das Pferd wahrscheinlich von euch wegdrehen. Experimentiert auch mit der Pferdeschulter: Vielen Pferden hilft es, wenn ihr Hals und Schulter von euch wegschiebt. Dann kann der Hintern leichter herumkommen.
Ratsam für das Arbeiten auf dem Block ist, dass das Pferd die Hilfe von unten schon gelernt hat. Etabliert sie vom Boden aus und verlagert sie dann auf den Aufsteigeblock. Später reicht ein Zeichen der Gerte oder ein erhobener Arm aus, und das Pferd platziert sich zum Aufsteigen.
Vom Mitdenken
Parkt das Pferd elegant am Block ein, ist das nicht nur praktisch, weil ihr gut aufsitzen könnt. Ihr formt zusätzlich das Verhalten des Pferdes am Aufsteigeblock nach euren Wünschen und haltet die Kommunikation aufrecht. Das Pferd fängt an mit- und nicht vom Block wegzudenken. Dazu trägt ebenfalls bei, die Seiten beim Aufsteigen zu wechseln. Mal von links, mal von rechts. Das wird euch die Aufmerksamkeit des Pferdes erhalten und verbessert eure Koordination.
Wenn ihr aufgesessen seid, gebt nicht gleich die Hilfe zum Losgehen. Wartet noch etwas am Block. Das Pferd weiß, dass es gleich losgeht und wird das gern vorausnehmen. Also lasst es noch etwas stehen, oder verlangt, dass es den Hals biegt, im Genick nachgibt, ein paar Schritte rückwärts macht oder eine Vorhand-Wendung. Das Pferd soll raten, was als Nächstes kommt, sich auf euch konzentrieren und warten. Das erreicht ihr, indem ihr nicht immer sofort in die gleiche Richtung loszuckelt, sondern Abwechslung hinein bringt.
Die Pause
Wichtig ist wie immer die Pause. Belohnt mit Pause die kleinsten Versuche eures Pferdes. Und wenn es tatsächlich eingeparkt hat, gönnt ihm wieder etwas Zeit, einfach nur am Block zu stehen. Schließlich soll das Pferd den Block mit etwas Angenehmen verbinden. Macht den Block zum Sweet Spot.
Woran ich gerade arbeite
Ich versuche zurzeit, von rechts aufzusteigen, um meine Koordination zu verbessern. Von links lässt sich der Projektwallach super einparken. Er weiß ja, was ich will. Frage ich das Gleiche von rechts, dreht er trotzdem in die andere Richtung und bietet seine linke Seite an. Er weiß, was normalerweise kommt und hört nicht genau hin. Also bedarf es ein paar Versuchen, bis er mir glaubt, dass ich tatsächlich von rechts aufsteigen will. Und da stelle ich mich wirklich doof an. Jüngst wäre ich beinahe über seine linke Schulter gefallen. Völlig unkoordiniert. Aber deswegen arbeite ich daran.
Worauf ich künftig auch mehr achten werde: Dass er stehen bleibt. Er wandert nämlich gern los, sobald ich oben bin, ohne auf mein Signal zu warten. Anfangs dachte ich noch "Ok, soll er halt". Aber das ist falsch. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass er immer früher losläuft, also auch dann, wenn ich noch gar nicht im Sattel sitze. Er soll auf mich warten.
PS: Ich wollte den Einparkprozess filmen, aber dann hat sich meine Kamera verabschiedet. Ich reiche das Video demnächst in einem neuen Post nach: Und zwar hier.
PPS: Ross Jacobs schreibt auch über Probleme beim Aufsteigen, aus einem anderen Blickwinkel, aber wie immer wahnsinnig interessant und aufschlussreich.
PPPS: Mitte März gibt es mein digitales Büchlein "Die Horsemanship Basics" exklusiv für meine geschätzten Newsletter-Abonnenten. Wenn es dich interessiert, kannst du dich hier anmelden - der Newsletter ist kostenlos.
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Worauf ich künftig auch mehr achten werde: Dass er stehen bleibt. Er wandert nämlich gern los, sobald ich oben bin, ohne auf mein Signal zu warten. Anfangs dachte ich noch "Ok, soll er halt". Aber das ist falsch. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass er immer früher losläuft, also auch dann, wenn ich noch gar nicht im Sattel sitze. Er soll auf mich warten.
PS: Ich wollte den Einparkprozess filmen, aber dann hat sich meine Kamera verabschiedet. Ich reiche das Video demnächst in einem neuen Post nach: Und zwar hier.
PPS: Ross Jacobs schreibt auch über Probleme beim Aufsteigen, aus einem anderen Blickwinkel, aber wie immer wahnsinnig interessant und aufschlussreich.
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