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Channel: Pferde verstehen
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Harmonie? Nicht um jeden Preis

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Ich glaube, dass es Pferde gibt, die es wissen wollen (und müssen).Charaktere, die dann gehorchen, wenn es ihnen gut zupass kommt. Oder dann, wenn es nicht anstrengend ist. Die aber schnell ziemlich hässliche Seiten offenbaren, wenn sich der Mensch nicht so verhält, wie erwartet. Etwa, indem er hartnäckig bleibt. Zu viel Anstrengung oder zügigen Gehorsam fordert.
Der Mensch verlangt dann etwas, das das Pferd nicht bereit ist zu geben. Das hat nichts damit zu tun, dass es körperlich nicht dazu in der Lage wäre. Antraben auf ein feines Signal hin überfordert kein gesundes Pferd. Nein, der pferdische Widerwille liegt darin begründet, dass es keine Veranlassung sieht, dem Menschen zu folgen, weil es seine eigene Idee für die bessere hält. Wieso sich auch anstrengen für einen Zweibeiner, der meint einen auf Boss machen zu müssen? Da testet man lieber erst mal, ob der Mensch es tatsächlich erst meint, bevor man sich körperlich verausgabt.


Harmonische Zweisamkeit. Wer strebt die nicht mit seinem Pferd an. Dennoch darf man auch mal streiten.
Foto: Nadja

Ich meine das durchaus in dem Sinne "Der testet dich, setz dich durch" - auch wenn das jetzt bei einigen rollende Augen und wedelnde Zeigefingern hervorrufen wird. So sehr es schadet, allen Widerwillen des Pferdes als mutwilligen Ungehorsam zu interpretieren, der sofort bestraft werden muss, so sehr schadet es auch, dem Pferd abzusprechen, dass es sich bewusst dazu entscheidet, dem Menschen nicht zu gehorchen. Das ist nichts anderes als eine Meinungsverschiedenheit, und die kommt in den besten Familien vor. Wieso sollte es die nicht zwischen Mensch und Pferd auch geben? Und wieso sollte das ein Problem sein?

Probleme sind wie Hundekacke

Parelli-Instruktorin Barbara Heinen hat bei einer Unterrichtseinheit vor einiger Zeit eine Analogie von Pat Parelli widergegeben, die mir im Zusammenhang mit unwilligen Pferden immer wieder in den Kopf geht. Parelli sagte, dass manche Probleme wie Hundekacke im Vorgarten sind. Am Anfang stinkt sie noch, aber wenn man sie lange genug liegen lässt, dann vergeht der Geruch und man vergisst sie. Sie liegt unberührt, und solange man weiterhin nicht hinein tritt, ist alles gut. Aber wehe dem, man vergisst, wo sie liegt und stiefelt hinein. Der Gestank ist wieder da, und man rackert sich einen ab, um die Kacke aus dem Profil der Schuhsohle zu kratzen. Das alles hätte man sich sparen können, wenn man anfangs zu Schaufel und Schippe gegriffen und den Haufen entfernt hätte.

Nur, weil wir Probleme nicht adressieren, bedeutet das nicht, dass sie nicht mehr da sind. Dabei würde es uns und unsrem Pferd mehr helfen, einfach mal zu diskutieren, Klartext zu reden und damit Klarheit zu schaffen, statt einen Eiertanz zu veranstalten, um die Gefühle unseres Pferdes nicht zu verletzen. Und um es nicht unter Druck zu setzen. 

Ich selbst habe auch lange Zeit versucht, diese Diskussionen zu umgehen. Weil sie nicht schön anzusehen sind, und wir uns als Menschen sicher sein müssen, in dem, was wir tun. Aber letztlich ist ein klärendes Gewitter für eine Beziehung immer besser als ein verschleppter, weil nicht ausgetragener Konflikt - der im schlimmsten Fall dann zu Tage tritt, wenn wir es am wenigsten brauchen können.

Ich könnte mir vorstellen, dass ich mit diesem Text nicht unbedingt auf Gegenliebe stoße. Aber er musste mal raus. 


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